Privatschulen und Internate in Großbritannien

In Großbritannien werden Privatschulen als Independent Schools bezeichnet. Sie finanzieren sich durch die Einnahme der „tuition fees“ und erhalten keine öffentlichen finanziellen Mittel. Etwa sieben Prozent der britischen Schüler gehen auf eine Independent School. Die restlichen gut 90 Prozent der Schüler besuchen vornehmlich öffentliche Comprehensive Schools, also eine Gesamtschule, oder zu einem deutlich geringeren Anteil staatliche Grammar Schools, ähnlich den deutschen Gymnasien, von denen es vergleichsweise wenige gibt. In Schottland heißen die von etwa vier Prozent aller Schüler besuchten Independent Schools manchmal auch Private Schools, vereinzelt Merchant’s Schools. Die prestigeträchtigeren Privatschulen sind in England, Wales und Nordirland – nicht in Schottland – auch unter dem Begriff Public Schools bekannt.

Die Briten selbst differenzieren – zumindest im gesprochenen Englisch – selten zwischen Public Schools und anderen Independent Schools, sondern verwenden beide Begriffe synonym. Der Name Public School hat den ein oder anderen deutschen Schüler bestimmt schon einmal im Englischunterricht verwirrt, da „public“ ja eigentlich nichts anderes als „öffentlich“ bedeutet. Die Verwirrung lässt sich historisch erklären: Da die Mehrheit der Public Schools zu der Zeit gegründet wurde, als Schulbildung nur Wenigen zugänglich war und primär über Privatlehrer stattfand, besagte der Name der Public Schools, dass diese Schulen der breiteren Öffentlichkeit („the public“) offenstanden.

Neben den weiterführenden Schulen, die man in der Regel ab dem Alter von elf Jahren besucht, gibt es in Großbritannien separate Oberstufenschulen, die sogenannten Sixth Form Colleges. Auf ein Sixth Form College gehen z.B. Schüler, deren bisherige Schule keine eigene Sixth Form, also „Oberstufe“, hat oder deren zunächst besuchte Schule in den Abschlussjahren nicht die gewünschten Fächer oder Fächerkombinationen anbietet. Bedingt durch ihr spezielles Fächerangebot sind Sixth Form Colleges insbesondere auch für diejenigen Jugendlichen von Interesse, die an den regulären Schulen den Praxisbezug vermissen und sich in Deutschland eher für den Besuch einer Berufsfachschule entscheiden würden. Es gibt staatliche sowie private Sixth Form Colleges. Die privaten liegen schwerpunktmäßig in größeren Städten oder Orten wie London, Birmingham, Manchester, Oxford oder Cambridge. Meist handelt es sich um Tagesschulen, manche verfügen jedoch über eine Art Wohnheim oder können die Unterkunft bei einer Familie arrangieren.

In Großbritannien, ausgenommen Schottland, gibt es einen landesweit gültigen Lehrplan, das „National Curriculum“. An diesen Lehrplan müssen sich britische Privatschulen nicht halten, tun es zu großen Teilen jedoch. Verantwortlich für den Lehrplan ist der Inhaber der jeweiligen Privatschule. In Schottland wurde 2004 ein „Curriculum for Excellence“ eingeführt, das den Gemeinden und Schulen allerdings ausschließlich als Leitfaden dient und somit kein gesetzlich vorgegebener Lehrplan ist. Die meisten schottischen Privatschulen halten sich an die Vorschläge des „Curriculum for Excellence“.

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Das akademische Jahr in Great Britain

Genau wie an staatlichen Schulen in England ist das Schuljahr an Privatschulen in drei Trimester unterteilt. Diese werden im Englischen als „terms“ bezeichnet. Obwohl die Daten nicht in jeder Region bzw. an jeder Schule identisch sind, kann als Orientierung dienen: Nach den großen Sommerferien beginnt das Schuljahr im September mit dem ersten „term“. Dieser „term“ endet Mitte Dezember. Das nächste Trimester geht von Januar bis Ostern. Der letzte „term“ beginnt nach Ostern und endet zwischen Ende Juni und Mitte Juli. Die Trimester sind durch kurze Ferien voneinander abgegrenzt; zudem findet zur Mitte jedes „terms“ nach etwa sechs Wochen ein „half-term-break“ statt.

Schulabschluss in Großbritannien

In England, Wales und Nordirland erlangen Schüler die Hochschulzugangsberechtigung nach dem Durchlaufen der Lower und der Upper Sixth Form (Bezeichnung für die beiden Abschlussjahre) und mit dem Bestehen der sogenannten „A-Levels“. Das Zeugnis „General Certificate of Education – Advanced Level (GCE AL)“ eröffnet in Verbindung mit dem „GCE – Advanced Subsidiary Level (GCE AS)“ oder dem „Advanced International Certificate of Education (AICE)“ den direkten, allerdings ausschließlich fachgebundenen Hochschulzugang in Deutschland. Dazu müssen folgende Grundvoraussetzungen erfüllt sein: Vier voneinander unabhängige und allgemeinbildende Prüfungsfächer müssen bestanden werden, drei davon auf A-Level-Niveau, eines auf AS-Level oder A-Level-Niveau. Zu den vier vorgeschriebenen Prüfungsfächern gehören: eine Sprache sowie Mathematik oder eine der drei Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie). Zusätzlich gibt es fachspezifische Anforderungen für bestimmte Studienbereiche. Das britische System ermöglicht es deutschen Schülern mit speziellen fachlichen Interessen, sich frühzeitig auf einzelne Fächergruppen zu konzentrieren. So kann ein Schüler z.B. neben der zu belegenden Sprache sowohl Mathematik als auch Chemie und Biologie belegen.

Das Zeugnis „General Certificate of Education (GCE) – Advanced (A) Level“ kann übrigens auch in Verbindung mit der „Cambridge Pre-U“-Qualifikation als fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung anerkannt werden. Es gelten die gleichen Grundvoraussetzungen: Es müssen vier voneinander unabhängige und allgemeinbildende Prüfungsfächer bestanden werden, mindestens drei davon müssen als „Cambridge Pre-U Principle Subject“ belegt werden. Für das vierte Fach ist ein Cambridge Pre-U Short Course möglich. Mit der Wahl der vier Fächer legt man sich bereits in Bezug auf die möglichen Studienfächer fest; in Deutschland können also später nur bestimmte Fächer studiert werden.

Der schottische Schulabschluss „Scottish Qualifications Certificate (SQC)“ berechtigt ebenfalls fachgebunden zur Aufnahme eines Studiums in Deutschland. Nachzuweisen sind vier (im Fall der Aufnahme eines deutschen Medizinstudiums fünf) voneinander unabhängige, allgemeinbildende Prüfungsfächer auf dem Niveau der schottischen „Highers“. Wie in England, Wales und Nordirland sind folgende Prüfungsfächer vorgegeben: eine Sprache sowie Mathematik oder Biologie, Chemie bzw. Physik. Für einzelne Studienbereiche kommen weitere fachspezifische Anforderungen hinzu.

Aktuelle Informationen zur Anerkennung des Schulabschlusses England, Wales, Nordirland, Schottland liefert zudem die Datenbank anabin.

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