Kriterien für die Auswahl einer Privatschule

Schulwahl Schüleraustausch

Es mag schwer fallen, aus einer Vielzahl von Privatschulen eine auszuwählen und sich dabei sicher zu sein, dass es sich um die passende Bildungseinrichtung handelt. Der Hochglanz-Katalog und Internetauftritt einer Schule präsentiert diese natürlich von der besten Seite. Auf Fotos sind gut gelaunte Schüler zu sehen, die sich im Kreis ihrer Mitschüler, im Gespräch mit ihrem Lehrer oder in sportlicher, musischer oder künstlerischer Aktion wohl fühlen. Marketing eben. Was jedoch verbirgt sich hinter den meist wohl durchdachten Imagebroschüren und Webseiten?

In der Planungsphase kann die Berücksichtigung bestimmter Kriterien helfen, sich zu orientieren und die Anzahl potenzieller Schulen einzugrenzen. Der folgende Leitfaden gibt eine Reihe solcher Kriterien an die Hand, wobei jede Familie diese aufgrund ihrer individuellen Wünsche unterschiedlich gewichten wird und dies durchaus auch tun sollte.

Wahl des richtigen Schultyps

Bei der Wahl der passenden Privatschulen sollte man einige Faktoren in Betracht ziehen. So gibt es beispielsweise Unterschiede in den Schulprofilen, d.h. Schulen können einer bestimmten Philosophie folgen, eine besondere Ausrichtung haben oder sich aufgrund des Fächer- oder Freizeitangebots voneinander absetzen.

Tagesschule oder Internat?

Es gibt sowohl private Tagesschulen als auch private Internate. Im englischsprachigen Raum sind Tagesschulen auch als Day Schools bekannt, während Internate als Boarding Schools bezeichnet werden. Die Kosten für einen Aufenthalt an einer Tagesschule im In- und Ausland sind geringer als die Kosten, die für einen Internatsbesuch anfallen. Für viele Jugendliche ist die Option “Internat” aufgrund der hohen Gebühren somit nicht wirklich vorhanden. Den finanziellen Aspekt außer Acht lassend, gibt es Argumente, die für eine Tagesschule oder für ein Internat sprechen können. Diese Argumente sollten individuell abgewogen werden.

Tagesschule oder Internat

Fällt die Entscheidung auf den Besuch einer Tagesschule, so kann der oder die Jugendliche weiterhin am Familienleben teilhaben und andersherum die Familie an der Entwicklung des jungen Menschen. Natürlich kann das nur funktionieren, wenn die geografische Möglichkeit dazu gegeben ist und die Familie in der Nähe der Schule wohnt.

Attraktiv am Internatsleben erscheinen vor allem das permanente Zusammensein mit Gleichaltrigen und das dadurch entstehende intensive Gemeinschaftsgefühl. Wer hat nach der Lektüre von Büchern wie Harry Potter oder Hanni und Nanni nicht schon einmal davon geträumt, seine besten Freunde 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zu sehen? Das Gefühl, ständig Leute um sich zu haben, kann jedoch zu Beginn des Aufenthalts gerade für eher zurückhaltende Jugendliche durchaus anstrengend sein und birgt insbesondere im Alter der Pubertät und in den Jahren des Erwachsenwerdens Konfliktpotenzial. Zugleich lernen die Jugendlichen im Umfeld des Internats aber genau dadurch, zwischenmenschliche Konflikte eigenständig zu lösen, Streitigkeiten beizulegen und miteinander auszukommen. Schwierig mag auch die Anpassung an einen strikt vorgegebenen Tagesablauf und das Einhalten der Internatsregeln sein. Nicht alle Jugendlichen, die vergleichsweise liberal aufwachsen, finden sich im System eines Internats zurecht. Mit der ganz eigenen, kleinen, zumindest oberflächlich heilen Welt des Internats können sie sich nicht oder nicht sofort identifizieren. Für andere hingegen ist gerade dieser Mikrokosmos reizvoll. Er bietet ihnen die einmalige Gelegenheit, selbstständiger zu werden und zugleich Rückhalt in einer Gemeinschaft zu finden, besonders intensive Freundschaften zu schließen, an ein und demselben Ort zu lernen und zu leben und Hobbys direkt vor der Tür nachgehen zu können.

Besonderheiten bei Tagesschulen oder Internaten im Ausland

Der Besuch einer privaten Tagesschule im Ausland bringt es mit sich, dass der Gastschüler bei einer Gastfamilie lebt und morgens, nach Schulschluss und an den Wochenenden am Familienleben teilnimmt. Viele deutsche Jugendliche schätzen den Familienanschluss und die Präsenz von erwachsenen elterlichen Ansprechpartnern in der Fremde. Sie genießen es, Teil einer Familie zu sein, die in der Kultur des Gastlandes verwurzelt ist. Im Idealfall entsteht nach ein paar Wochen oder Monaten das Gefühl, ein zweites Zuhause gefunden zu haben. Regeln werden akzeptiert und oft auch kleinere Haushaltspflichten übernommen. Das Zusammenleben wird – im positiven Sinne – zum Alltag. Für einen großen Teil deutscher Gastschüler macht gerade die Kombination von Schul- und Familienalltag den Reiz eines Aufenthalts im Ausland aus. Die Mehrheit fühlt sich wohl bei ihrer Gastfamilie. Es gibt aber auch immer wieder Fälle, in denen entweder der Gastschüler oder die Gastfamilie oder eben beide Seiten unzufrieden sind. Dies kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Manchmal stimmt einfach die Chemie zwischen Gastfamilie und Schüler nicht – selbst wenn sich beide Seiten Zeit geben, um sich aneinander zu gewöhnen. In anderen Fällen empfindet er vielleicht den Familienalltag als zu passiv (“mit mir wird nichts unternommen”) oder als zu aktiv (“die jüngeren Gastgeschwister wollen ständig mit mir spielen und es wird erwartet, dass ich zweimal die Woche mit in die Kirche gehe”). Oder es kommt zu Neid seitens der Gastgeschwister. Wenn die nachvollziehbare Notwendigkeit besteht, kann ein Gastfamilienwechsel stattfinden. Fällt die Entscheidung für den Besuch einer privaten Tagesschule und damit für das Leben bei einer Gastfamilie, muss der Schüler die Bereitschaft mitbringen, sich in die Familienstrukturen und Gewohnheiten einer neuen Familie einzufinden.

Da ausländische Privatschulen mit angegliedertem Internat – vornehmlich in den USA und Kanada – darauf bedacht sind, ihre Boarding-Kapazitäten auszuschöpfen, bieten sie internationalen Schülern tendenziell nur die Unterbringung im Internat an. Als Tagesschule stehen diese Schulen oft nur den einheimischen Schülern aus der Umgebung offen. Es gibt zudem länderspezifische Eigenheiten: Während in Großbritannien der Besuch einer Privatschule für den Großteil der deutschen Schüler dort meist gleichbedeutend ist mit einem Internatsaufenthalt, ist in Australien und Neuseeland die Unterbringung bei einer Gastfamilie üblicher.

Unabhängig davon, ob die Entscheidung zugunsten der Variante Gastfamilie oder der Variante Internat fällt: Beide Varianten erfordern ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Anpassungsbereitschaft sowie Offenheit Neuem gegenüber. Ein Internatsaufenthalt muss das Gastfamilienerlebnis übrigens nicht völlig ausschließen: Je nach Schule, Programm, Gastland und Freundeskreis kommt es durchaus vor, dass Internatsschüler manche Wochenenden, Feiertage oder Ferien bei einer Gastfamilie oder der Familie von einheimischen Freunden verbringen.

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Gemischte und Single-Sex Schools

In Deutschland scheinen sie fast ausgestorben, die reinen Mädchen- und, wie sie früher genannt wurden, Knabenschulen. Vornehmlich im englischsprachigen Ausland und gerade im Privatschulbereich findet man sie jedoch noch. In Australien und Neuseeland gibt es darüber hinaus vergleichsweise viele öffentliche „single-sex schools“. Ihre Existenzberechtigung leiten die sogenannten monoedukativen Schulen nicht länger aus moralischen Gründen ab, sondern aus der Tatsache, dass mittlerweile vielfach wissenschaftlich erwiesen wurde, dass Mädchen und Jungen unterschiedlich lernen. Auf die wissenschaftliche Debatte näher einzugehen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Ein Argument der Befürworter ist, dass sowohl Mädchen als auch Jungen an getrennten Schulen eher aus den von der Gesellschaft vorgegebenen Geschlechterrollen ausbrechen und sich so womöglich mehr oder anderes zutrauen. Lehrer an reinen Mädchen- oder Jungenschulen können versteckte Talente der Mädchen oder Jungen wecken und fördern. Diskutieren lässt sich sicherlich über die Frage, ob sich heranwachsende Mädchen und Jungen an Gemeinschaftsschulen gegenseitig vom Unterricht und Lernen ablenken oder ob die allgemeine Lernbereitschaft gerade durch die Anwesenheit des jeweils anderen Geschlechts sogar positiv beeinflusst wird. Viele Schüler an „single-sex schools“ empfinden es auf jeden Fall als angenehm, im Schulalltag unter ihresgleichen zu sein.

Bei einem Privatschulaufenthalt im Ausland entscheiden sich deutsche Jugendliche und insbesondere männliche Teenager mehrheitlich für den Besuch einer koedukativen Schule. Der Hauptgrund dafür ist vermutlich, dass sie es im deutschen Schulalltag nicht anders gewohnt sind und es sich schwer vorstellen können, ohne Vertreter des jeweils anderen Geschlechts zur Schule zu gehen. Auch hier gilt wieder, dass es sich letztlich um eine individuelle Präferenz und damit eine persönliche Entscheidung handelt. Die mögliche Angst, die ganze Zeit über nicht mit Jungen oder Mädchen in Kontakt zu kommen, ist unbegründet: Monoedukative Schulen haben häufig eine Partnerschule und kooperieren z.B. bei Theateraufführungen oder Schulbällen. Liegen die Schulen nah beieinander, können vereinzelte Kurse sogar gemischtgeschlechtlich stattfinden.

Elite-Privatschulen

Um zu klären, warum eine Privatschule als elitär empfunden wird, ist eigentlich eine ausführliche Beschäftigung mit dem Begriff „Elite“ notwendig. Da es sich bei diesem Infotext jedoch um keine wissenschaftliche Abhandlung und auch um keine sozialkritische Studie handelt und der Begriff „Elite“ von Soziologen, Historikern und Zeitgenossen aus Politik und Wirtschaft mit ganzen Studien, Streitschriften und Büchern bedacht wurde, muss an dieser Stelle eine kurze Begriffsdefinition ausreichen: „Elite“ leitet sich vom französischen Wort „élite“ ab, was soviel bedeutet wie „erstklassige Auswahl“. „Elite“ bezeichnet also eine Auslese, das Beste bzw. die Besten. (Quelle: Begriffserklärung „Elite“ aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon)

Als private Eliteschulen werden Schulen wie z.B. Eton in England oder Philips Andover im Nordosten der USA bezeichnet,

  • die eine lange Tradition haben und sich dieser verbunden fühlen
  • die die klassischen akademischen Fächer hochhalten
  • deren Schüler in landesweit vergleichbaren Prüfungen besonders gut abschneiden
  • die berühmte Persönlichkeiten, Staatsmänner, Diplomaten oder Schriftsteller hervorgebracht haben
  • die sich somit in den Köpfen der Menschen als eine besondere Bildungseinrichtung verankert haben.

Elitäre Schulen fühlen sich dazu berufen, die sogenannte „Bildungs-“ oder „Leistungselite“ eines Landes hervorzubringen. Aufgrund ihres Renommees gehen diese Privatschulen bei der Auswahl ihrer Schüler sehr selektiv vor. Sie suchen leistungsstarke und leistungsbereite Schüler, also Schüler, die das Schulleben positiv beeinflussen. Oft werden bevorzugt Kinder aufgenommen, deren Eltern oder Großeltern die Schule bereits besucht haben. Sollte ein Aufenthalt an einer Eliteschule im Ausland angestrebt werden, haben Gastschüler zwar eine Chance, angenommen zu werden, müssen aber mitunter schwierige Eingangstests bestehen und sich gegen eine große Konkurrenz aus anderen Ländern behaupten. Einige der als elitär bezeichneten Privatschulen behalten sich zudem vor, internationale Schüler nur dann aufzunehmen, wenn sie einen Schulabschluss an der Bildungseinrichtung anstreben und dafür mehr als nur wenige Monate an der Schule bleiben.

Schulprofile

Neben konfessionellen Schulen, die sich einer Glaubensrichtung oder Religionsgemeinschaft verbunden fühlen, gibt es Schulen, die sich einer pädagogischen Richtung verpflichtet haben. In Deutschland sind vor allem die Waldorf- (Rudolf Steiner) sowie Montessorischulen (Maria Montessori) bekannt, die es durchaus auch im Ausland gibt. Aber eine Schule muss natürlich nicht notwendigerweise die konfessionelle Ausrichtung oder das pädagogische Konzept im Namen tragen, um gewissen Ideen zu folgen, bestimmte Werte weiterzugeben oder eine spezielle Art der Wissensvermittlung zu praktizieren.

Manche Privatschulen haben sich auf das Lernverhalten bestimmter Schülergruppen spezialisiert und gehen intensiv auf Jugendliche mit Lernschwächen wie Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, Aufmerksamkeitsdefizit(hyperaktivitäts)störung (kurz ADS bzw. ADHS) oder auf herausragend begabte Schüler ein und fördern diese individuell.

Zentrale Bestandteile jedes Schulprofils sind das Fächerportfolio, die fachliche Schwerpunktsetzung sowie das außerlehrplanmäßige Angebot. Nicht nur klassische Fächer wie die Sprachen, Mathematik oder Geschichte stehen den Schülern an ausländischen Schulen offen, sondern auch zunächst außergewöhnlich erscheinende Kurse wie z.B. Werken, darstellende Kunst, Architektur und Design, Debattieren oder Psychologie. Gerade an Schulen im englischsprachigen Raum hat die Entfaltung im musischen, künstlerischen oder sportlichen Bereich als Ausgleich zum klassischen akademischen Bereich einen hohen Stellenwert – egal, ob als belegtes Fach oder als Aktivität nach Unterrichtsschluss. Dies gilt sowohl für öffentliche als auch für Privatschulen. Akademische Fächer und praktische Fächer aus den Bereichen Musik, Kunst und Sport werden insbesondere in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland als gleichwertig betrachtet. Es gibt einige private Schulen, die im Rahmen des Unterrichts- oder Freizeitangebots ganz gezielt die Musik, die Kunst oder den Sport in den Mittelpunkt stellen und in diesen Bereichen besonders aktiv fördern können.

Letztlich kann ein Schulprofil und somit eine Schule nur überzeugen, wenn auch das Schulklima stimmt. Während das Schulprofil zwar anhand einiger Kriterien in Katalogen und auf Webseiten darstellbar ist und dadurch greifbar wird, ist es unmöglich, das tatsächliche Schulklima anhand von Imagebroschüren oder Internetauftritten zu erfassen. Je nach geografischer Entfernung und finanziellen Möglichkeiten kann man als Familie deshalb über einen Besuch potenzieller Schulen nachdenken. Vor allem sollte man aber insbesondere bei einem geplanten Auslandsaufenthalt das Wissen und die Erfahrung einer deutschen Beratungsagentur nutzen, die die Schulen kennt.

Schule und Lernumfeld

Lage, Gründung und Akkreditierung

  • In welcher Region des Landes oder Gastlandes liegt die Schule (u.a. klimatische Verhältnisse)?
  • Befindet sie sich in einer Stadt bzw. in Stadtnähe oder in ländlicher, idyllischer Umgebung?
  • Wie ist die Schule erreichbar, also angebunden an das Verkehrsnetz?
  • In welchem Jahr wurde die Schule gegründet?
  • Blickt sie auf eine lange Tradition zurück oder handelt es sich um eine moderne Schule?
  • Ist die Privatschule staatlich bzw. vom zuständigen Bildungsministerium oder einer vergleichbaren Institution anerkannt? (Teils auch im Ausland üblich)
  • Hält sie sich an einen vom Staat oder der Region vorgegebenen Lehrplan?

Schulphilosophie, Regeln und Pflichten

  • Handelt es sich um eine Schule mit konfessionellem Träger, um eine Schule mit einem bestimmten pädagogischen oder weltanschaulichen Ansatz, um eine konservative oder sehr liberale Schule?
  • Ist das Tragen einer Schuluniform (in allen Jahrgangsstufen) Pflicht und falls nein, existiert eine Kleiderordnung?
  • Ist es für die Schüler verpflichtend, regelmäßig an religiösen Andachten, Sportveranstaltungen oder ehrenamtlichen Diensten in der Kommune („community service“) teilzunehmen?
  • Im Fall eines Internatsaufenthalts: Übernehmen die Schüler selbst Haushaltsdienste wie z.B. Tisch decken, abwaschen, Wäsche waschen, Zimmer putzen oder wird dies vom Internatspersonal erledigt?

Größe und Zusammensetzung der Schülerschaft

  • Wie viele Schüler besuchen die Schule und wie viele davon die Jahrgangsstufe, in die der Jugendliche gehen wird?
  • Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von Tagesschülern zu Internatsschülern (falls es sich nicht um eine reine Tagesschule handelt)?
  • Ist die Schule gemischtgeschlechtlich oder handelt es sich um eine Mädchen- oder Jungenschule?
  • Wie groß ist der Anteil an internationalen und deutschen Schülern?
  • Wie ist das Nationalitätenverhältnis bzw. aus welchen und aus wie vielen unterschiedlichen Ländern stammen die Schüler?

Instandhaltung, Ausstattung und Sicherheit

  • In welchem Zustand befinden sich die Unterrichtsgebäude, das Gelände, die Schlafstätten (bei Internaten)?
  • Verfügt die Schule über eine moderne und gute Ausstattung z.B. in Bezug auf Computer, Whiteboards, Bibliothek, Musikräume, Turnhalle und Sportstätten?
  • Je nach Land und Lage der Schule (z.B. innerstädtisch): Gibt es Sicherheitspersonal oder Überwachungskameras?
  • Wie ist der Ausgang geregelt (bei Internaten): Melden sich die Schüler immer offiziell ab, dürfen sie das Gelände allein oder nur in Gruppen verlassen, bis wann müssen sie abends zurück sein?

Lehre und Lernen

Fächerangebot und Betreuungsschlüssel

  • Ist das Fächerangebot vielfältig oder gibt es einen Schwerpunkt in der fachlichen Ausrichtung der Schule (z.B. Naturwissenschaften)?
  • Werden Fächer auf verschiedenen Niveaustufen angeboten (z.B. sogenannte Advanced Placement (AP) Kurse in Nordamerika)?
  • Welche Sprachen werden gelehrt und auf welchem Level?
  • Entspricht das Fächerangebot den eigenen Vorstellungen und Wünschen?
  • Was ist die zahlenmäßige Schüler-Lehrer-Relation (insgesamt und in Bezug auf bestimmte Fächer)?
  • Wie groß sind die Klassen oder Kurse durchschnittlich?
  • Bei Internaten: Wie viele Lehrer leben vor Ort auf dem Gelände und wann sind sie ansprechbar?

Erwerb der Landessprache bei Besuch einer Privatschule im Ausland

  • Wird eine spezielle Sprachförderung für internationale Schüler angeboten und wenn ja, ist diese in den Schulgebühren enthalten?
  • Im englischsprachigen Raum stehen Gastschülern oft ESL-, ESOL-, EFL- bzw. EAL-Kurse zum Fremdsprachenerwerb offen. Sind die Lehrer für diesen Zusatzunterricht ausgebildet?

Schulabschluss im Ausland und IB

  • Wenn von Interesse: Ist es möglich, und wenn ja in welchem zeitlichen Rahmen, den ausländischen Schulabschluss oder das International Baccalaureate Diploma (IB) an der Schule zu erwerben?
  • An welche Bedingungen ist dies geknüpft und welche Voraussetzungen müssen die Schüler erfüllen (z.B. in Bezug auf Noten, Fächerbelegung, ehrenamtliches Engagement)?

Lehrer und Lehre

  • Haben die Lehrkräfte eine wissenschaftliche Ausbildung durchlaufen, die sie für den Lehrberuf qualifiziert?
  • Welche pädagogischen Kenntnisse bringen sie mit?
  • Arbeitet die Mehrheit der Lehrenden schon lange an der Schule oder herrscht ein Kommen und Gehen des Lehrpersonals?
  • Folgt die Schule bzw. die Mehrheit der Lehrenden einer bestimmten Richtlinie der Wissensvermittlung, z.B. lehrerzentrierter Unterricht („Frontalunterricht“, Vortragsstil), schülerzentrierter Unterricht (Diskussionen, Referate, Gruppenarbeit)?
  • Werden regelmäßig und viele Prüfungen abgenommen oder wird die Leistung anhand anderer Kriterien wie z.B. mündliche Mitarbeit, Aufsätze, Projekte und Referate bewertet?
  • Steht die Wissensvermittlung von Fachwissen im Vordergrund oder legt die Schule viel Wert auf die Vermittlung von Methoden des Lernens („wie lerne ich zu lernen“)?
  • Werden im Rahmen des Unterrichts fach- oder praxisbezogene Exkursionen („field trips“) angeboten?
  • Tipp: Stattet man den in die engste Wahl gefassten Schulen einen Besichtigungsbesuch ab, kann der Jugendliche möglicherweise an Unterrichtsstunden „zur Probe“ teilnehmen.

Aktivitäten außerhalb des Unterrichts

Freizeitaktivitäten

  • Was wird im Bereich Sport, Musik, Kunst angeboten und wo bestehen die Unterschiede zum Angebot zu Hause?
  • Existieren Sportmannschaften, ein Chor oder Orchester, eine Theatergruppe?
  • Welche Arbeitsgemeinschaften oder Clubs gibt es?
  • Können die Schüler Ehrenämter ausfüllen?
  • Messen sich die Schüler gegenseitig oder mit anderen Schulen; finden Wettkämpfe bzw. Wettbewerbe statt?

Bei Internatsaufenthalten

  • Welche Optionen haben die Schüler über die angebotenen Aktivitäten hinaus?
  • Haben sie in der Freizeit und an den zumeist freien Sonntagen Zugang zu Computerräumen, der Bibliothek, Musikzimmern, Sportstätten?
  • Wie ist der Ausgang geregelt: Unter welchen Bedingungen sind Kinobesuche, Einkäufe, Fahrten in den nächstgelegenen Ort, Besuche bei einheimischen Freunden usw. erlaubt?

Bezugspersonen, Ansprechpartner und Beratung

Bezugspersonen für die Schüler

  • Wer dient den Schülern als Ansprechpartner, wenn es um akademische Belange wie z.B. die Fächerwahl geht?
  • Ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Schüler und Berater vorgesehen?
  • Im Fall eines Internatsaufenthalts im Ausland: An wen können sich die internationalen Schüler vertrauensvoll mit kleineren Alltagssorgen, bei Heimweh und Kulturschock wenden?
  • Gibt es womöglich einen Seelsorger?
  • Wer ist für medizinische Belange zuständig und kümmert sich um verletzte oder kranke Schüler? Info: Die nicht-akademische Seite der Betreuung wird in englischsprachigen Ländern häufig unter dem Begriff „pastoral care“ zusammengefasst.

Ansprechpartner für die Eltern

  • Wie ist die Kommunikation zwischen den Eltern und der Schule geregelt?
  • Sollten sich die Eltern hin und wieder bei Ansprechpartnern melden oder wird dies nicht erwartet bzw. ist dies sogar unerwünscht?
  • Falls es einen schulexternen Betreuer gibt oder man sich für die Vermittlung über eine deutsche Beratungsagentur entschieden hat: Inwieweit läuft die Kommunikation mit der Schule über diese Instanzen?
  • Klären Betreuer oder die deutsche Agentur alle Belange?
  • Informiert die Schule die Eltern über ein mögliches Fehlerverhalten des Schülers oder über disziplinarische Maßnahmen?

Berufs- oder Hochschulberatung

  • Falls der Erwerb des ausländischen Schulabschlusses oder die Aufnahme eines Studiums im Gastland geplant ist: Wird eine individuelle und intensive Beratung für die Berufs- und Studienwahl angeboten?
  • Bestehen Kontakte zu Unternehmen oder bestimmten Hochschulen? Können Schülerpraktika absolviert werden?
  • Finden die Schüler Unterstützung bei ihren Hochschulbewerbungen, die in vielen Ländern mit einem sehr hohen Aufwand verbunden sind?

Die richtige Boarding School finden

Wohnen und Räumlichkeiten

  • Wie ist die Unterbringung geregelt und können Wünsche geäußert werden? Stichworte in diesem Zusammenhang sind: Anzahl der Schüler pro Zimmer, Größe der Räumlichkeiten, Zustand und Ausstattung des Zimmers (z.B. Möbel, Stauraum, Isolierung, Heizmöglichkeiten), Badkapazitäten, Küchenzeile oder Ähnliches (z.B. Zugang zu Kühlschrank). Hinweis: Luxus kann nicht erwartet werden.
  • Werden die internationalen Schüler getrennt voneinander und zusammen mit Einheimischen untergebracht oder wohnen die internationalen Schüler (mit der gleichen Muttersprache) sogar bewusst zusammen?

Räumen der Internatsunterkunft

  • Muss die Unterkunft bzw. wie oft muss die Wohnanlage verlassen werden? Nur in den Ferien oder auch an bestimmten Wochenenden und Feiertagen, erst nach offiziellem Ende des Halbjahrs oder „terms“ oder unmittelbar nach einem das Halbjahr oder den „term“ abschließenden Prüfungsblock?
  • Gibt es im Ausland alternative Unterbringungsmöglichkeiten bei einer Gastfamilie bzw. bei einem schulexternen Betreuer oder müssen die internationalen Schüler für den Zeitraum nach Hause reisen? Info: Manche Schulen sind bei der Vermittlung von Kurzaufenthalten bei Gastfamilien behilflich. Zudem kommt es nicht selten vor, dass einheimische Schüler ihre internationalen Freunde für ein Wochenende oder an Feiertagen zu sich und ihrer Familie nach Hause einladen.

Privatschul-Rankings

Ranglisten oder Rankings, wie sie aus dem Englischen abgeleitet mittlerweile auch im deutschen Sprachraum heißen, sind allgegenwärtig. Der energieeffizienteste Kühlschrank, das sicherste Auto, die Sonnencreme mit dem höchsten UV-Schutz – es gibt sie alle. Während sich Faktoren wie Energieeffizienz, Verkehrssicherheit oder Sonnenschutz faktisch messen lassen, lässt sich die Qualität eines Kindergartens, einer Schule oder Hochschule nicht wirklich handfest bestimmen. Sicherlich gibt es Indizien, die zumindest vermuten lassen, dass eine Bildungseinrichtung bessere Lernvoraussetzungen schafft, als eine andere. Gute Lernbedingungen können, wie im Leitfaden bereits als Aspekt mit auf den Weg gegeben, durch kleine Klassen, intensive Betreuungsstrukturen oder eine moderne Ausstattung geschaffen werden. Die genaue Klassengröße, die Anzahl von Ansprechpartnern oder die Zahl zur Verfügung stehender Computer sagt aber noch nicht unbedingt etwas darüber aus, ob es sich um eine „gute“ oder im Vergleich zu anderen Schulen gar um eine bessere Bildungseinrichtung handelt.

Schul-Rankings: Was man beachten sollte

Sollte man auf Rankings nicht verzichten wollen, ist es zum einen ratsam, mehrere Ranglisten miteinander zu vergleichen, da diese durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können. Führen mehrere inhaltlich vergleichbare Rankings, die jeweils auf der Grundlage eigenständiger Datenerhebungen erstellt wurden, zu ähnlichen Resultaten, ist die Aussagekraft höher. Zum anderen sollte man sich die Ergebnisse von Ranglisten nicht nur oberflächlich anschauen, sondern bei der Auswertung folgende Dinge berücksichtigen:

  • Wie ist das Ranking betitelt? Ging es beispielsweise darum, die besten oder die populärsten oder die traditionsreichsten Privatschulen eines Landes zu ermitteln?
  • Welche Faktoren wurden untersucht? Wurden objektive Daten wie z.B. durchschnittliche Klassengröße, Vielfalt des Fächerangebots oder ähnliches ermittelt? (Solche Angaben sagen z.B. nichts über die Qualität des Lehrpersonals oder die Lernbereitschaft der Schüler aus.) Oder wurde das Ranking auf der Grundlage subjektiver Kriterien wie z.B. Zufriedenheit und Wohlbefinden der Schüler erstellt? Sind sowohl objektive als auch subjektive Kriterien in die Untersuchung mit eingeflossen?
  • Wie detailliert sind die Angaben? Wurde z.B. das akademische Angebot als Ganzes beurteilt oder wurden einzelne Fächer bewertet?
  • Wie wurden die Daten erhoben? Stammen die Angaben von den Schulen selbst oder wurde von Außenstehenden beurteilt? Wer wurde befragt: Lehrer, Angestellte, Schüler, Eltern oder Ehemalige? Wurde eine repräsentative Gruppe befragt oder nur ein kleiner Teil (z.B. 50 von 1.000 Schülern)?
  • Basiert das Ranking auf aktuellen Angaben? Wie viel Zeit ist seit der Erhebung und der Veröffentlichung vergangen?

Schüler und ihre Leistung

Bei der Erstellung von Ranglisten spielt immer wieder auch die Leistung der Schüler eine Rolle. Wie viele Schüler erbrachten sehr gute Leistungen in bestimmten Prüfungen oder Fächern? Wie hoch war der Prozentsatz der Schüler eines Abschlussjahrgangs, der an einer namhaften Hochschule angenommen wurde? Die Antworten auf diese oder ähnliche Fragen sind in Bezug auf die Ermittlung der Qualität von Unterricht und Lehre einer Schule jedoch mit Vorsicht zu genießen, u.a. da viele der Privatschulen selbst Aufnahmekriterien haben. Sie können über ihr Auswahlverfahren Einfluss darauf nehmen, dass vor allem leistungsfähige Schüler zu Schülern der Privatschule werden. Somit ist nicht notwendigerweise nur die Lehre an der Schule ausschlaggebend für das spätere gute Abschneiden, sondern womöglich bereits die selektive Auswahl einer motivierten und leistungsstarken Schülerschaft. Akademische Höchstleistungen müssen also nicht unbedingt Verdienst der Bildungseinrichtung sein. Umgekehrt können Unterricht und Lehre an einer Schule herausragend gut sein, die leistungsschwache Schüler aufnimmt und diese mehrheitlich zu guten, wenn eben auch nicht sehr guten Schülern macht. An dieser Schule schneiden die Schüler in Examen vielleicht „nur“ gut und nicht sehr gut ab. Dafür sind der relative Erfolg und die Leistungssteigerung der einzelnen Schüler jedoch hoch.

Relevanz für die Schulwahl

Hat man sich Rankings beschafft, studiert und miteinander verglichen, ist letztlich die ehrliche Antwort auf folgende Frage von zentraler Bedeutung: Hat eines der Rankings bzw. haben die Ranglisten wirklich eine Relevanz für unsere Entscheidung bezüglich der Schulwahl? Bei der Auswertung der Rankings sollte nicht in den Hintergrund treten, dass es darum geht, eine passende Schule ausfindig zu machen. Und das muss eben nicht unbedingt die beste oder populärste oder traditionsreichste Privatschule eines Landes sein. Die Platzierung in einer Rangliste sollte für die individuelle Entscheidung nebensächlich sein. Jede private Schule hat über vergleichbare Kriterien hinaus ihre ganz eigenen Merkmale, die genau diese Bildungseinrichtung für einen Jugendlichen attraktiv und somit passend machen oder gerade nicht. Ganz unabhängig davon, ob Familien Rankings bei der Privatschulwahl zu Rate ziehen oder nicht: Das Erfassen von Daten für und die Veröffentlichung von Ranglisten kann sich positiv auf Bildungseinrichtungen auswirken. Im Idealfall wird der Ehrgeiz der jeweils Verantwortlichen geweckt, an Schwachstellen zu arbeiten, um beim nächsten Mal besser abzuschneiden. Ein Konkurrenzdenken kann den Wettbewerb der Schulen untereinander beflügeln und die Qualität in den unterschiedlichsten Bereichen sichern oder verbessern helfen.

Finanzen

Fast jede Familie wird sich ein finanzielles Limit setzen. Das hat möglicherweise zur Folge, dass nicht alle Privatschulen in Betracht gezogen werden können, die an sich von Interesse für den Jugendlichen wären. Bevor man den Leitfaden zu Hilfe nimmt, kann man im Familienrat zunächst einmal spontan Stichworte sammeln, die einem zum Thema gute Schule einfallen. Dabei kann es vorkommen, dass der Jugendliche und seine Eltern unterschiedliche Vorstellungen haben. Nachgedacht werden kann in diesem Kontext zudem über die Stärken und Schwächen des Schülers und – ganz unabhängig vom akademischen Bereich – über die Neigungen und Interessen. Hierbei sollte bedacht werden, dass die passende Schule nicht notwendigerweise die sein muss, an der der Jugendliche seine bisherigen Stärken ausbauen und seinen derzeitigen Interessen nachgehen kann. Die richtige Schule könnte ebenso gut eine Schule sein, an der an den Schwächen gearbeitet werden kann und neue Freizeitaktivitäten ausprobiert werden können. Eine individuelle Entscheidung!

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