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Privatschulen und Internate in Deutschland

In Deutschland stehen viele Menschen privaten Bildungseinrichtungen kritisch gegenüber, da man traditionell eine kostenlose Bildung gewohnt ist. Es wird als sozial ungerecht empfunden, dass sich nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung private Bildung leisten kann. Dennoch ist in Deutschland ein Trend festzustellen: Aufgrund steigender Nachfrage sind in den letzten Jahren mehr und mehr private Bildungseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Schulen und Hochschulen entstanden. Insbesondere in Großstädten boomen zudem private Fördereinrichtungen und ermöglichen vor allem Kindern im Vorschulalter eine individuelle frühkindliche Förderung z.B. im Bereich des Fremdsprachenerwerbs.

Die PISA-Studien der OECD, die zeitweise Schulzeitverkürzung auf zwölf statt 13 Jahre bis zum Abitur, der Lehrermangel und dadurch bedingter Unterrichtsausfall – all das hat in den letzten Jahren Eltern und Schüler verunsichert und in vielen Familien zu einer Skepsis gegenüber dem staatlichen Schulsystem geführt. Da ein guter und erfolgreich abgeschlossener Bildungsweg als zentraler Grundstein für eine sichere Zukunft gesehen wird, liegt es für eine zunehmende Zahl von Eltern auf der Hand, ihren Nachwuchs an einer privaten Bildungseinrichtung im In- oder Ausland anzumelden – entweder für die komplette Schulzeit, für ein oder zwei Jahre oder auch nur für einige Monate.

Privatschulagenturen

Die Auswahl der passenden Privatschule oder gar des passenden Internats will gut überlegt sein. Neben der Ausrichtung der Schule, spielen die Schulphilosophie, die Freizeitangebote, die Klassengröße und Betreuung sowie die Kosten eine oft große Rolle. Privatschulagenturen haben sich genau auf diesen Bereich spezialisiert und verfügen über hervorragende Kenntnisse der Privatschullandschaft. So können Sie bei einem Internats-Vergleich oder der Auswahl einer Privatschule behilflich sein.

Schulen nach Bundesländern

Zahlen und Statistiken

Seit Jahren ist im Privatschulsektor ein positiver Trend zu verzeichnen. Mehr und mehr Privatschulen werden gegründet, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern. Der Grund mag der verheerende Lehrermangel an öffentlichen Schulen sein, aber auch die Klassenstärke und die mangelnde Ausstattung. Hin und wieder gibt es Stimmen, die die finanzielle Gleichstellung von Schulen in privater Trägerschaft befürworten, um zum einen allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Chancen und die gleiche Auswahl zu bieten, zum anderen aber auch die Konkurrenz anzukurbeln und das Leistungsniveau deutscher Schulen im allgemeinen anzuheben.

2018 gab es fast 3.600 private allgemeinbildende Schulen in Deutschland. Das entspricht rund 11% der Gesamtzahl. So war mehr als jede zehnte allgemeinbildende Schule in Deutschland 2018 eine Privatschule und jede/r elfte Schüler/in in Deutschland besuchte eine allgemeinbildende Privatschule. Gingen in Mecklenburg-Vorpommern fast 12% aller Schüler/innen auf eine private Schule, besuchten in Schleswig-Holstein lediglich 5% eine Schule in privater Trägerschaft. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es zwischen 8% und 9%; im Freistaat Bayern 11%. Der Bundesdurchschnitt lag bei etwa 9,2%.

Die große Mehrheit deutscher Privatschüler/innen waren Gymnasiasten: Über 35% aller deutschen Privatschüler/innen besuchten im Jahr 2018 ein privates Gymnasium. Knapp 12% der deutschen Privatschüler/innen besuchten Realschulen. Mehr als jeweils 13% der Privatschüler/innen besuchten Grundschulen und weiter 11% besuchten freie Waldorfschulen. Tendenziell gibt es in Deutschland übrigens mehr Privatschülerinnen als Privatschüler.

Quelle für diese Angaben: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden November 2019:
Private Schulen – Fachserie 11 Reihe 1.1 – Schuljahr 2018/2019

Träger von Privatschulen

Privatschulen sind Schulen, die sich in freier, nichtstaatlicher Trägerschaft befinden. Die Gründung und Leitung der Schulen erfolgt beispielsweise durch Gesellschaften, Stiftungen, Einzelpersonen, Interessensgemeinschaften oder Kirchen bzw. religiösen Gemeinschaften.

In Deutschland gibt es grob unterteilt vier Gruppen von Privatschulen:

Privatschulen in freier Trägerschaft

Viele Privatschulen und internationale Schulen Deutschlands gehören dem Verband Deutscher Privatschulen (VDP) an. Der VDP, gegründet 1901, ist der älteste Privatschulverband Deutschlands. Er fungiert als Dachverband von zehn Landesverbänden. Über sich selbst schreibt der Verband: „Der VDP vertritt freie Bildungseinrichtungen, die im allgemein- und berufsbildenden Bereich, im Bereich Aus- und Weiterbildung, Arbeitsmarktdienstleistungen und Erwachsenenbildung sowie im tertiären Bereich (Fachhochschulen und Hochschulen) tätig sind. Der Verband bindet seine Mitglieder weder weltanschaulich noch konfessionell oder parteilich. Zentrale Aufgabe des VDP ist die Sicherung und Stärkung der gesellschaftspolitischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das freie [nicht-staatliche] Bildungswesen. Der Verband setzt sich für Pluralität und qualitätsfördernden Wettbewerb im Bildungswesen ein. Und er sichert das Grundrecht des Bildungsinteressenten, zwischen unterschiedlichen pädagogischen Konzepten, Bildungsangeboten sowie Bildungsanbietern wählen zu können.“

Die Mitgliedsschulen des VDP sind also unterschiedlich ausgerichtet, was ihre Schwerpunkte, Lehrmethoden, Bildungsziele und eben ihre weltanschauliche, pädagogische oder konfessionelle Ausrichtung angeht. Sich durch individuelle Konzepte und Profile abzuheben von den staatlichen Regelschulen, ist ja aber eben auch genau das Bestreben einer Privatschule.

VDP-Schulen

Internationale Privatschulen

Internationale Privatschulen in Deutschland orientieren sich meist am amerikanischen oder britischen Schulsystem und nehmen dieses zum Vorbild. Es wird auf Englisch oder bilingual gelehrt und gelernt. Die Lehrer stammen aus verschiedenen Ländern und die Schülerschaft ist ebenfalls multinational. An den Schulen werden ausländische Bildungsabschlüsse wie das International Baccalaureate Diploma erworben. Die ersten dieser internationalen Schulen entstanden bereits Ende der 50er und während der 60er Jahre in Städten wie Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf oder München. Deutsche Familien melden ihre Kinder an internationalen Schulen an, um ihnen ein interkulturelles Lernumfeld zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu intensivieren. 

International at home

In Deutschland gibt es bundesweit mittlerweile eine Vielzahl an internationalen Schulen – fast ausschließlich Privatschulen. Viele liegen in Ballungsräumen oder in großen Städten wie z.B. Berlin, Frankfurt oder Hamburg. In Hamburg wurde 1957 die erste internationale Schule Deutschlands gegründet: die International School of Hamburg. Es gibt gemeinnützig betriebene internationale Privatschulen, die durch die Association of German International Schools (AGIS) vertreten werden, und es gibt gewinnorientierte internationale Privatschulen in Deutschland. AGIS hat bundesweit derzeit knapp 30 Mitgliedsschulen, die alle auch Mitglied im European Council of International Schools (ECIS) oder im Council of International Schools (CIS) sind.

An den internationalen Schulen wird auf Englisch oder bilingual unterrichtet. Das Lehrpersonal stammt aus verschiedenen Ländern und die Schülerschaft ist natürlich ebenfalls multinational. Kinder von in Deutschland temporär Berufstätigen und Kinder von Diplomaten besuchen diese internationalen Schulen, die aber eben auch deutsche Schüler aufnehmen. Deutsche Eltern, die ein interkulturelles Lernumfeld für ihre Kinder suchen und ihre Kinder früh und intensiv mit Fremdsprachen in Kontakt bringen möchten, können sich für eine solche internationale Schule entscheiden. Allerdings ist die Nachfrage oft größer als die Anzahl offener Schulplätze und ein später „Quereinstieg“ in der Mittel- oder Oberstufe ist deshalb manchmal nicht möglich.

Schulsystem und Schulabschluss an internationalen Schulen

Der höchste Schulabschluss, der abgelegt werden kann, ist das International Baccalaureate Diploma (IB), das unter bestimmten Vorrausetzungen als Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland anerkannt wird. Internationale mittlere Schulabschlüsse nach der Jahrgangsstufe 9 oder 10 können ebenfalls erworben werden, z.B. das International General Certificate of Secondary Education (IGCSE), das an den britischen Abschluss GCSE angelehnt ist. Deutsche Schulabschlüsse wie z.B. das Abitur werden an vielen internationalen Schulen in Deutschland allerdings nicht vergeben. Da auf diese Schulabschlüsse auch nicht vorbereitet wird, kann ein möglicher Wechsel von einer internationalen Schule auf eine reguläre deutsche Schule Schwierigkeiten mit sich bringen.

Internationale Schulen sind Ergänzungsschulen

Internationale Schulen in Deutschland sind in der Regel keine Ersatzschulen – wie viele andere Privatschulen – sondern so genannte Ergänzungsschulen. Anders als Ersatzschulen erhalten internationale Schulen deshalb keine staatliche finanzielle Unterstützung. Daraus ergibt sich, dass die zu zahlenden Schulgebühren vergleichsweise hoch sind, weil der Schulbetrieb allein durch die Schulgebühren und mögliche Spenden und Sponsorengelder finanziert werden muss. Für den Besuch einer internationalen Schule in Deutschland zahlt ein Schüler pro Schuljahr zwischen circa 4.000 und 18.000 Euro Schulgebühren. Hierbei handelt es sich lediglich um einen Richtwert. Ganz vereinzelt sind die Schulgebühren niedriger oder höher als die Spanne angibt. Zudem gibt es einige wenige staatliche internationale Schulen in Deutschland, die keine Schulgebühren erheben. Dazu gehört z.B. die Berliner John F. Kennedy German-American Community School.

Fremdsprachen und Internationalität an staatlichen Schulen

Da es nicht in jeder Stadt oder Region Deutschlands eine internationale Schule gibt und die Schulplätze an diesen Schulen oft begrenzt sowie mit Schulgebühren verbunden sind, können interessierte Familien über Alternativen nachdenken, die sozusagen vor der eigenen Haustür liegen.

Viele staatliche und private weiterführende Schulen, vor allem Gymnasien, legen einen Schwerpunkt auf Fremdsprachen und Internationalität. So gibt es Schulen mit einem bilingualen Zweig (einzelne Fächer werden z.B. auf Englisch unterrichtet), Europaschulen, UNESCO-Projektschulen und Schulen die als Alternative oder in Ergänzung zum deutschen Abitur einen internationalen bzw. länderübergreifenden Schulabschluss wie das IB Diploma oder AbiBac (dt.-frz. Abitur) ermöglichen. Und je nachdem, wie grenznah man wohnt, können Schüler zu Grenzgängern werden und die weiterführende Schule im Nachbarland besuchen. In diesem Fall sollte man sich vorab natürlich zum Thema Anerkennung des ausländischen Schulabschlusses informieren.

Association of German International Schools (AGIS)

AGIS-Schulen

Reformpädagogische Privatschulen

Zu den reformpädagogischen Schulen in Deutschland zählen

a) die Freien Waldorfschulen
b) die Montessori-Schulen und
c) die Landerziehungsheime.

Die erste Waldorfschule wurde 1919 von Rudolf Steiner in Stuttgart gegründet und verankerte die Idee des gemeinsamen Lernens: alle Waldorfschulen sind bis heute Gesamtschulen. Es werden keine Noten vergeben und es gibt kein Sitzenbleiben. Die Schulen folgen der als „Waldorfpädagogik“ bekannten Reformpädagogik. In Deutschland gibt es über 230 freie Waldorf- bzw. Rudolf-Steiner-Schulen. Die durchschnittlichen Elternbeiträge für Schulgeld und Investitionen lagen im Jahr 2016 bei monatlich € 188,00 (Quelle: Bund der Freien Waldorfschulen)

Die Montessori-Pädagogik geht auf die italienische Pädagogin und Ärztin Maria Montessori (1870 bis 1952) zurück. Sie maß u.a. dem selbstbestimmten Lernen eine hohe Bedeutung bei und entwickelte neue Unterrichtsformen und Arbeitsmaterialien. Es gibt über 100 weiterführende Montessori-Schulen oder Schulen mit so genanntem Montessori-Zweig in Deutschland; plus noch einmal 300 im Primarbereich. Von den 100 weiterführenden Schulen sind circa 80% in privater Trägerschaft, also private Montessori-Schulen. Es gibt auch Montessori-Schulen in kirchlicher Trägerschaft.

Die Landerziehungsheime wurden Ende des 19. Jahrhunderts vom Reformpädagogen Hermann Lietz gegründet. Bei diesen Privatschulen handelt es sich um auf dem Land gelegene Internatsschulen, die die Idee der ganzheitlichen Erziehung in den Mittelpunkt rücken. Derzeit gibt es knapp 30 Landerziehungsheime in Deutschland. Die wohl bekannteste Schule ist sicherlich Schloss Salem.

Bund der Freien Waldorfschulen
Dachverband Montessori
Dachverband Landerziehungsheime: Die Internate Vereinigung e.V.

Schulen in der Internate Vereinigung

Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft

Die längste Tradition haben die Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft, die circa zwei Drittel aller Privatschulen in Deutschland ausmachen. Katholische Privatschulen haben an diesen zwei Dritteln den deutlich größeren Anteil als evangelische Privatschulen. Somit bilden katholische Schulen in Deutschland die größte Gruppe unter den Schulen in freier Trägerschaft. Die Schulgebühren an Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft sind vergleichsweise gering und liegen in der Regel zwischen 50 und 150 Euro im Monat. Es gibt auch Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft die gar kein Schulgeld erheben. Die Schulen finanzieren sich also nur sehr bedingt über die Schulgebühren – die Gelder stammen aus Zuschüssen der Kirchen und Orden sowie vom Staat. Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft nehmen übrigens auch Schüler anderer Glaubensrichtungen auf.

Arbeitskreis Katholischer Schulen in freier Trägerschaft in der Bundesrepublik Deutschland (AKS)
Arbeitskreis Evangelische Schule (AKES)

Schulen im AKS

Schulen im AKES

Dachverband in Deutschland

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Freier Schulen (AGFS) repräsentiert über 90% aller allgemeinbildenden Privatschulen in Deutschland, da in der Bundesarbeitsgemeinschaft die folgenden fünf Verbände auf Bundesebene zusammenarbeiten: Arbeitskreis Katholischer Schulen, Arbeitskreis Evangelische Schulen, Bund der Freien Waldorfschulen, Verband Deutscher Privatschulen (VDP: inklusive der internationalen Schulen und inklusive der Schulen des Bundesverbands der Freien Alternativschulen). In den Verbänden sind laut AGFS „fast alle allgemein bildenden Schulen in freier Trägerschaft in Deutschland“ als jeweilige Mitglieder erfasst.

Schulen im AGFS

Auszeichnungen & Mitgliedschaften für Privatschulen und Internate

Viele Schulen im Privatschulsektor sind Mitglieder bei (Dach)Verbänden oder Träger diverser Siegel. Einen Überblick darüber, welche Auszeichnungen und Verbände es gibt und was dahinter steckt, gibt es auf der Seite zu Auszeichnungen und Mitgliedschaften.

MEHR ERFAHREN

Privatschulen und Internate vergleichen

Um ein Internat oder eine Privatschule vergleichen zu können, ist es notwendig sich im Vorhinein bereits Gedanken zum Thema gemacht zu haben. Wie wichtig ist beispielsweise die örtliche Komponente? Spielt es eine Rolle in welchem Bundesland oder gar Land sich die Schule oder das Internat befindet? Soll es ein Internat oder eine Tagesschule sein? Soll ein bestimmtes Talent gefördert werden? Ist eine International School bevorzugt oder vielleicht doch eher eine reformpädagogische Schule?

Wenn die ersten Entscheidungen getroffen sind, kann der Vergleich der Internate und Privatschulen beginnen. Natürlich spielen bei einem derartigen Vergleich unter anderem Faktoren wie Kosten, Fächer- und Freizeitangebote, mögliche Schulabschlüsse sowie die Schulphilosophie eine bedeutende Rolle. Die übersichtlichen Schulprofile können den Direktvergleich der wichtigsten Daten und Fakten vereinfachen.

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