Australische Privatschulen nennt man Private Schools, während staatliche Schulen Government Schools heißen und den deutschen Gesamtschulen ähneln, da das Schulsystem eingliedrig ist. Gut 65 Prozent der australischen Schüler besuchen eine öffentliche Schule, knapp 35 Prozent eine private Bildungseinrichtung. Somit geht jeder dritte australische Jugendliche auf eine private Schule. Es werden zwei Arten von Privatschulen unterschieden: Zum einen gibt es die Independent Schools, auf die etwa 15 Prozent aller australischen Schüler gehen. 20 Prozent der australischen Jugendlichen besuchen eine der sogenannten Catholic Schools, die sich wiederum in Systemic Catholic Schools und Independent Catholic Schools aufteilen lassen. Alle Privatschulen erhalten hohe finanzielle Unterstützungen seitens der australischen Regierung.
Die australischen Catholic Schools sind nicht nur dem Namen nach konfessionelle Schulen, sondern der katholische Glaube spielt im Schulalltag durchaus eine Rolle bei Lehrern wie Schülern. Die Systemic Catholic Schools sind meist gemischtgeschlechtliche „co-ed“-Schulen, die hauptsächlich durch die Regierung finanziert werden und geringe Schulgebühren erheben. Independent Catholic Schools sind häufig „single-sex schools“ und werden zumeist von etablierten religiösen Orden geführt. Die Schulgebühren variieren von Schule zu Schule.
Viele Independent Schools sind nicht-konfessionelle Privatschulen. Es gibt aber auch solche, die einer Religionsgemeinschaft wie den Anglicans, den Methodists oder Presbyterians angehören. Stärker als die Catholic Schools nehmen diese Schulen aber Schüler anderer Glaubensrichtungen sowie Schüler auf, die sich keiner Religion verbunden fühlen. Independent Schools können sowohl „single-sex schools“ als auch „co-ed schools“ sein. Die Schulgebühren der Independent Schools, von denen sich viele auf eine lange Tradition berufen, sind relativ hoch. Bei internationalen Jugendlichen, die auf ein australisches Internat gehen möchten, sind die Independent Boarding Schools besonders gefragt.
Nicht nur die staatlichen, sondern auch die privaten Schulen Australiens müssen in den folgenden acht Lernbereichen Fächer anbieten: Englisch, Mathematik, Sozial- und Umweltwissenschaften, Naturwissenschaften, Kunst, Fremdsprachen, Technologie und Entwicklung sowie Gesundheit und Sport.
2008 hat der Prozess der Einführung eines landesweit gültigen Lehrplans begonnen, dem neben den staatlichen Schulen auch die Independent und Catholic Schools folgen. Schrittweise wird ein australisches „National Curriculum“ für die verschiedenen Fachbereiche und Jahrgangsstufen erarbeitet. Ziel ist die Erstellung eines „world-class curriculum“, das alle australischen Jugendlichen u.as. auf das erfolgreiche Bestehen in einer globalisierten Welt vorbereiten soll. Verantwortlich für die Erstellung und Einführung des „National Curriculum“ ist „The Australian Curriculum, Assessment and Reporting Authority“ (ACARA).
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Das Schuljahr in Australien
In Down Under beginnt das Schuljahr Ende Januar und ist Mitte Dezember zu Ende. Zwischen Mitte Dezember und dem Beginn des neuen Schuljahres liegen die großen Sommerferien, die in den deutschen Winter fallen. Aufgeteilt ist das akademische Jahr an australischen Schulen in vier „terms“. Während des vierten „terms“, der in der Regel im Oktober anfängt, werden die Abschlussprüfungen eines jeden Schuljahres abgelegt und es findet weniger Unterricht statt. Gastschüler, die ein ganzes Jahr Down Under verbringen möchten, steigen oft bewusst mit dem Schuljahresbeginn im Januar ein, um an einem kompletten Schuljahr teilzunehmen. Theoretisch können deutsche Jugendliche jedoch zu Anfang jedes „terms“ nach Australien gehen.
Schulabschluss in Australien
Der australische Sekundarabschluss berechtigt in Verbindung mit einem Qualifizierungsnachweis für ein Hochschulstudium zur Aufnahme eines Studiums in Australien. Für das Sekundarabschlusszeugnis gibt es viele Bezeichnungen, da jeder Bundesstaat bzw. jedes Territorium in Australien seinen eigenen Abschluss hat. Die Abschlusszeugnisse heißen wie folgt: „Australian Capital Territory Year 12 Certificate“ (Australian Capital Territory), „Higher School Certificate“ (New South Wales), „Northern Territory Certificate of Education“ (Northern Territory), „Queensland Certificate of Education“ (Queensland), „South Australian Certificate of Education“ (South Australia), „Victorian Certificate of Education“ (Victoria), „Western Australian Certificate of Education“ (Western Australia) und „Tasmanian Certificate of Education“ (Tasmania). Die zusätzlich notwendigen Qualifizierungsnachweise haben je nach Bundesstaat bzw. Territorium wiederum unterschiedliche Namen.
Erlangt ein deutscher Schüler den australischen Sekundarabschluss und qualifiziert sich über den erforderlichen Qualifizierungsnachweis für ein Hochschulstudium, so kann er die direkte Zugangsberechtigung zum Studium in Deutschland erhalten – und zwar nicht-fachgebunden. Mathematik, eine Naturwissenschaft und Englisch sind in diesem Fall Pflichtfächer und müssen auf dem Niveau der Klasse 12 nachgewiesen werden. Wird ein geisteswissenschaftliches Studium angestrebt, muss zudem eine Fremdsprache oder ein Fach aus dem Bereich der Gesellschaftskunde belegt werden. Erfüllt ein deutscher Schüler die Zulassungskriterien zur direkten Zulassung an einer deutschen Hochschule nicht, gibt es die Möglichkeit, den Umweg z.B. über den Besuch eines deutschen Studienkollegs und der offiziellen Feststellungsprüfung zu gehen. Das ist aber sicherlich ein mühsamer und eher selten genommener Weg.
Aktuelle Informationen zur Anerkennung des Schulabschlusses in Australien liefert zudem die Datenbank anabin.